Projekt: Zwang und Zwangsvermeidung im psychiatrischen Hilfesystem in NRW - Betroffenenbefragung

Die Bundesarbeitsgemeinschaft Gemeindepsychiatrischer Verbünde e. V. führte unter Förderung des Ministeriums für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen das Projekt Zwang und Zwangsvermeidung im psychiatrischen Hilfesystem in NRW – Betroffenenbefragung durch.

Inhaltliche Einführung

Das Hauptaugenmerk dieses Projekts liegt auf der Befragung der Betroffenen. Oft in klinischen Untersuchungen weniger beachtet ist die Betroffenen-/ Erfahrenenperspektive, die jedoch in der Vermeidung von Zwang im psychiatrischen Hilfesystem besonders wichtig ist. Dies liegt u.a. an der schwierigen Erreichbarkeit früherer Patienten – nach einer Zwangsbehandlung möchten viele Patienten zunächst nicht wieder Kontakt zur Psychiatrie aufnehmen. Bei zwangsweiser Behandlung kann es zu Erlebnissen mit traumatisierender Wirkung kommen. Vor dem Hintergrund dieser Problematik sollen in diesem Projekt vorzugsweise Peers (frühere Patienten, ggf. mit einer speziellen Ausbildung) die Betroffenen befragen. In landesweiten, semi-strukturierten Interviews können diese offener mit den Patienten und Patientinnen über deren Erfahrungen sprechen als es z.B. die Klinikangestellten könnten. Dadurch erschließt sich ein Mehrgewinn an Informationen und zusätzlich eine Unterstützung der Peer-Beratung im Land.

Die Erhebungen sollen alle Landesteile einbeziehen. Die gewonnen Erkenntnisse werden in einem Bericht zusammengefasst und der interessierten Fachöffentlichkeit im Land NRW zugänglich gemacht.

Darüber wird erkundet, welche Maßnahmen in NRW zur Vermeidung von Zwang ergriffen werden bzw. welche bekannt sind und welche sich als besonders wirksam erweisen.

Methodik

  • Interviews mit psychisch kranken Menschen, bei denen Zwang angewendet, angedroht oder zumindest erwogen wurde (Interviewer sind möglichst Peers oder EX-IN-Begleiter, die ein Pauschalhonorar pro dokumentiertem Interview erhalten)
  • Interviews mit Angehörigen und sonstigen Bezugspersonen
  • Interviews mit professionell an der Zwangsausübung bzw. Zwangsvermeidung beteiligten Personen (auch gesetzliche Betreuer, Polizei, Rettungsdienst usw.)

Die Interviews werden teilstrukturiert durchgeführt, Angaben auf Erhebungsbögen notiert und diese systematisch ausgewertet.

Auswahl der Befragten

  • nicht repräsentativ
  • heterogene Zusammensetzung, die möglichst viele Formen der Zwangsanwendung, Einrichtungstypen, Bereiche, Berufsgruppen und Regionen umfasst
  • Einzelinterviews und Gruppeninterviews
  • ggf. Onlinebefragungen bzw. schriftliche Befragungen

 

Genderaspekte

Bei den Interviews werden geschlechtsspezifische Aspekte berücksichtigt bzw. eruiert. Alle Auswertungen können nach Gender-Gesichtspunkten differenziert und entsprechend dargestellt werden. Wo sich relevante Unterschiede ergeben, werden diese im Hinblick auf die Berücksichtigung der Handlungsempfehlungen kritisch überprüft.

Ethikvotum

Für das Projekt wird ein Ethikvotum eingeholt. 

Das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf begleitet das Projekt beratend.

 

Falls Sie Interesse daran haben als Psychiatrie-Erfahrener Interviews durchzuführen, sich interviewen zu lassen, Fragen oder weitere Anregungen zum Projekt haben, freuen wir uns über Ihre Kontaktaufnahme über unsere Geschäftsstelle (Linda Mische, Telefon 0228 / 3907637 oder E-Mail nrw-projekt@remove-this.bag-gpv.de).